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Aufteilung des Unternehmens in Kostenstellen

Im ersten Schritt werden wir die Organisation in Kostenstellen untergliedern. Dazu betrachten wir die verschiedenen Organisationseinheiten und schauen uns bei dieser Gelegenheit den Produktionprozess an. In der nachfolgenden Übersicht sehen Sie die einzelnen Kostenstellen und die Funktion des zugeordneten Organisationsbereichs:

  • 100 Rohstoffe: Diese Kostenstelle ist eine Hilfskostenstelle und entspricht keiner organisatorischen Einheit. Auf diese werden alle eingekauften Rohstoffe verbucht. Dazu gehören Sägespäne. Diese werden unter den Ton gemischt. Beim späteren Brennen der Ziegel verbrennen die Sägespäne, zurück bleiben kleine Lufteinschlüsse und der Ziegel wird dadurch leichter. Des Weiteren verwenden wir Kohle beim Brennen der Ziegel, Futter für die beim Transport eingesetzten Pferde und Bretter für Reparaturen. Zusatzstoffe, wie bspw. Sand, verwenden wir nicht. Der Ton hat schon eine Qualität, mit der direkt hochwertige Ziegel hergestellt werden können. Beimengungen würden das Beispiel komplizierter machen, ohne dass wie bei einem solchen Detail nutzbare Zusatzinformationen erhalten würden.
  • 110 Gebäude: Dieser Hilfskostenstelle sind die Gebäude der Ziegelei zugeordnet, wodurch hier deren Abschreibungen erfasst werden. Zur Ziegelei gehören neben dem Brennofen noch vier Trockenschuppen, in denen die Ziegel nach dem Formen trocknen können. Weiter gehören ein Verwaltungsgebäude und eine Unterkunft für die Wanderarbeiter dazu.
  • 200 Tonstecher: Diese Kostenstelle fasst die Gruppen der Tonstecher zusammen. Bei diesen Gruppen findet der Abbau des Tons mit Hilfe von Spaten, Hacken und Schaufeln in der nahegelegenen Tonkuhle statt. In unserem Unternehmen sind hier 70 Tonstecher in fünf Gruppen, pro Gruppe ein Tonstechermeister und zusätzlich ein Tonstecherleiter tätig. Der Ton wird direkt in Wagen verladen. Die Wagen werden ein Stück neben der Tonkuhle entladen. Der dort aufgeschichtete Ton bleibt über einen Winter liegen, damit er durch den Frost zerkleinert und gelockert wird.
  • 210 Verladung: Eine zweite Gruppe sind die Verlader. Diese befördern den Ton, der im Vorjahr auf der anderen Seite neben der Tonkuhle aufgeschichtet wurde, in Wagen. Diese Gruppe besteht aus 65 Verladern, zwei Verladekoordinateuren und dem Verlademeister.
  • 220 Wagenschieber: Eine dritte Gruppe sorgt für den Transport. Dazu gehören sowohl die Arbeiter, die den gestochenen Ton aus der Tonkuhle zur Winterlagerstätte befördern, als auch die Arbeiter, welche die Wagen von den Verladern zur Produktion bringen. Zum Zwecke der internen Verrechnung hätte man beide Gruppen der Transporteure auch auf verschiedene Kostenstellen verteilen können, jedoch bringt uns dies später keine nutzbare zusätzliche Information, weswegen wir beide Gruppen auf einer Kostenstelle zusammengefasst haben. Wir haben in der Firma 129 Wagenschieber und einen Wagenschiebermeister beschäftigt. Diese befördern die Wagen mit Hilfe von Zugpferden, von denen das Unternehmen 191 Stück besitzt.
  • 230 Sümpfer: Von den Verladern wird der Ton zu den Sümpfern gebracht. Diese vermengen den Ton mit Wasser und kneten ihn zu einer gleichförmigen, knetbaren Masse. Auf die Beimengung von Sand und ähnlichen Stoffen an dieser Stelle kann wegen der guten Qualität des Tons verzichtet werden. Die 31 Sümpfer und der Sümpfermeister werden von 8 Wässerern unterstützt, die das Wasser aus einem nahegelegenen Fluss herbeischaffen. Durch die Beimengung von Sägespänen kann die Dichte der Steine beeinflusst werden. Bei Hintermauerziegeln werden Sägespäne beigemischt, die beim späteren Brennen verbrennen und kleine Lufteinschlüsse hinterlassen. Dadurch wird der Ziegel recht leicht, er lässt nur wenig Wärme durch, nimmt aber gut Wasser auf. Bei Vordermauerziegeln und Klinkern werden kaum Sägespäne untergemischt. Die dadurch festeren Steine nehmen kaum bzw. kein Wasser auf, allerdings leiten sie Wärme recht gut.
  • 240 Formen: Der durchgemischte Ton wird von vier Tonträgern zu den sieben Streichern gebracht. Diese befördern den nassen Ton in Formen, streichen den überschüssigen Ton weg und erzeugen so Tonquader, Grünlinge genannt.
  • 250 Trocknen & Brennen: Die so produzierten Grünlinge werden alsdann in Regale zum Trocknen gelegt. Das Trocknen ist notwendig, damit die Steine beim Brennen nicht platzen. Die getrockneten Ziegel werden dann von Steinsetzern in einen Ofen gestapelt und gebrannt. Dabei werden bei Temperaturen bis 1 000 °C die Hintermauer-, Vordermauer- und Dachziegel gebrannt. Bei über 1 100 °C, also über der sogenannten Sintergrenze, werden Klinker gefertigt. Oberhalb der Sintergrenze schmelzen einzelne Bestandteile des Tons und ergeben eine glasige, sehr wasserdichte Oberfläche. Im Bereich Trocknen & Brennen sind 14 Stapler, elf Steinsetzer und der Brennmeister beschäftigt.
  • 260 Träger: Der Transport der Grünlinge und Rohziegel erfolgt durch 14 Abtrager, welche die Grünlinge von den Streichern zu den Staplern bringen, und durch 24 Rohlingträger, welche die Rohlinge von der Trocknung zum Brennen transportieren.
  • 300 Techniker: Dem Bereich Techniker sind die Personen zugeordnet, die für ein Funktionieren der Geräte und Anlagen sorgen und welche die Pferde umsorgen. Für diese Tätigkeiten beschäftigt das Unternehmen einen Schreiner, einen Schmied, einen Pferdemeister und einen Gebäudewart. Anstelle einer Kostenstelle könnten in großen Unternehmen auch mehrere Kostenstellen stehen, die dann auf die betreuten und gewarteten Anlagen und Gebäude weiterverrechnet werden.
  • 310 Ziegelfahrer: Für den Transport der Ziegelsteine auf die Baustellen der Umgebung sind für das Unternehmen 25 Ziegelfahrer mit Fuhrwerken tätig.
  • 400 Verwaltung: Für die Organisation des Betriebes steht eine Verwaltung bestehend aus einem Buchhalter, einem Zahlmeister, einem Verkäufer, einem Ziegeleimeister und dessen Sekretär zur Verfügung. Diese Funktionsbereiche der allgemeine Verwaltung werden oft auch als Overhead bezeichnet.

Im nächsten Schritt werden die Kosten des Unternehmens den Bereichen zugeordnet, von denen sie verursacht werden. Hilfreich ist in diesem Fall eine verantwortliche Person pro Kostenstelle, die über die Bestellung von Rohstoffen, Materialien oder auch die Beschäftigung von Mitarbeitern im jeweiligen Bereich entscheidet. In diesem Fall wäre die Zuordnung der Kosten über die Frage zu lösen, welcher Leiter einer Kostenstelle mit seiner Entscheidung Kosten verursacht. Bspw. gehört der Einkauf von Brennmaterialien dann zum Betrieb des Ofens, so dass die Kosten dafür der Kostenstelle „250 Trocknen & Brennen“ zuzuordnen wäre. Allerdings verwenden wir speziell für Rohstoffe und Brennmaterialien Hilfskostenstellen, so dass in diesem Fall die Kostenstelle „ 100 Rohstoffe“. Auf den Kostenstelle der Organisationsbereiche landen dadurch nur noch die Personalkosten der Mitarbeiter und die Kosten für ihre Werkzeuge.