Nachdem nun die verschiedenen Kosten den einzelnen Kostenstellen zugeordnet wurden, werden wir mit internen Verrechnungen beginnen. Im ersten Schritt entlasten wir die Kostenstelle 100 Rohstoffe. Die Roh- Hilfs- und Betriebsstoffe werden gerade in großen Unternehmen oft auch direkt den Kostenträgern für die Produkte bzw. den verwendenden Bereichen zugeordnet, so dass dieser Schritt dort entfällt. Wir entlasten jedoch erst einmal das Futter und die Bretter dieser Kostenstelle. Der Kostentreiber für das Futter sind die Anzahl der Pferde. Für die Kostenstelle 220 Wagenschieber werden 164 Pferde vorgehalten, für die Kostenstelle 310 Ziegelfahrer 27 Pferde. Damit stehen zwar mehr Pferde zur Verfügung, als direkt benötigt werden, da aber immer mal ein Pferd krank, verletzt oder erschöpft ist, müssen mit einem gewissen Maß mehr Pferde zur Verfügung stehen, als gerade verwendet werden. Sollte die Produktion steigen, würden direkt mehr Pferde notwendig, da es sonst immer wieder zu Produktionsausfällen kommen kann. Wir verteilen nun das Futter anhand der Anzahl der Pferde also im Verhältnis 164:27. Die Bretter verteilen wir nach der ermittelten Verwendung für die jeweiligen Reparaturen an die Kostenstellen 240 Formen 20 G, 250 Trocknen & Brennen 35 G und 300 Techniker 19 G.
Die übrigen Rohstoffe werden direkt auf die Produkte verteilt. Die Sägespäne werden nur für die Hintermauerziegel und die Dachziegel verwendet. Da pro kg fertiger Rohziegel immer die gleiche Menge Ton verbraucht wird und der gleiche Ton mit untergemischten Sägespänen für die Hintermauer- und die Dachziegel verwendet wird, kann aus dem Verhältnis des Gesamtgewichts bei den Rohziegeln auf die Verteilung der verwendeten Sägespäne für die einzelnen Ziegel geschlossen werden. Die Menge an fertigen Ziegeln würde ein Ergebnis von schlechterer Qualität liefern, weil beim Brennen der Ziegel eine hohe Ausschussquote von 30-35 % besteht und diese für die einzelnen Ziegel unterschiedlich ist. So muss man pro fertigen Klinker mehr entsprechende Rohziegel produzieren, als für einen Hintermauerziegel.
Steintyp | Anzahl Rohziegel | Faktor | Anzahl Rohziegel × Faktor | Anteil | anteilige Kosten |
---|---|---|---|---|---|
Hintermauerziegel | 1 530 000 | 1,00 | 1 530 000 | 40,4 % | 2 899,42 |
Vordermauerziegel | 714 000 | 1,25 | 892 500 | 23,6 % | 1 691,33 |
Klinker | 170 000 | 2,00 | 340 000 | 9,0 % | 644,31 |
Dachziegel | 1 020 000 | 1,00 | 1 020 000 | 27,0 % | 1 932,94 |
Summe | 3 434 000 | 3 782 500 | 100,0 % | 7 168,00 |
Ein Hintermauerziegel wiegt etwa 1,6 kg und es werden im Normalbetrieb 1 530 000 Rohziegel hergestellt. Daraus ergibt sich ein Gesamtgewicht von 2 448 000 kg. Ein Dachziegel wiegt 3,1 kg, im Normalbetrieb werden 1 020 000 Rohziegel produziert, was einem Gesamtgewicht von 3 162 000 kg entspricht. Das Verhältnis der Gesamtgewichte von ungebrannten Hintermauerziegeln zu ungebrannten Dachziegeln beträgt damit 43,6 % : 56,4 %. Dementsprechend verteilen wir die 116 G für Sägespäne mit 50,62 G auf die Hintermauerziegel und mit 65,38 G auf die Dachziegel. Für die Verteilung der Kohle haben wir noch die Information, dass man für das Brennen der Vordermauerziegel ein Viertel mehr Kohle benötigt als für einen Hintermauerziegel und für einen Klinker sogar die doppelte Menge. Für das Brennen der Dachziegel ist die Menge gleich. Daraus ergibt sich die in der links abgebildeten Tabelle dargestellte Berechnung der Verteilung. In dieser listen wir die Menge der Rohziegel pro Steintyp und den Faktor für das Brennen, bspw. für den Vordermauerziegel 1 + ¼. Dann multiplizieren wir die Menge der Rohziegel mit dem Faktor für das Brennen und nehmen das Ergebnis als Grundlage für die Verteilung der Kosten.
Kostenstelle | Mit- arbeiter | davon Saison- arbeiter | Anteil | anteilige Kosten der Unterkünfte | anteilige Kosten an Kerzen |
---|---|---|---|---|---|
200 Tonstecher | 85 | 85 | 22,0 % | 5,94 | 3,96 |
210 Verladung | 75 | 75 | 19,4 % | 5,25 | 3,50 |
220 Wagenschieber | 146 | 146 | 37,8 % | 10,21 | 6,81 |
230 Sümpfer | 44 | 44 | 11,4 % | 3,08 | 2,05 |
240 Formen | 11 | 11 | 2,8 % | 0,77 | 0,51 |
250 Trocknen & Brennen | 29 | 0 | 0,0 % | 0,00 | 0,00 |
260 Träger | 42 | 15 | 3,9 % | 1,05 | 0,70 |
300 Techniker | 4 | 0 | 0,0 % | 0,00 | 0,00 |
310 Ziegelfahrer | 25 | 10 | 2,6 % | 0,70 | 0,47 |
400 Verwaltung | 5 | 0 | 0,0 % | 0,00 | 2,00 |
Summe | 463 | 386 | 100,0 % | 27,00 | 20,00 |
Anschließend verteilen wir die Kosten der Gebäude von der Gebäudekostenstelle. Der Ofen und die Trockenschuppen werden direkt auf die Kostenstelle 250 Trocknen & Brennen und das Verwaltungsgebäude auf die Kostenstelle 400 Verwaltung, jeweils zu 100 % verrechnet. Die Kosten für die Unterkünfte werden nach Anzahl der Saisonmitarbeiter je Kostenstelle verteilt, wie in der rechts stehenden Tabelle dargestellt. Viele Arbeiter und Träger kommen im Frühjahr mit Beginn der Produktion im März angereist. Sie wohnen dann in den Unterkünften der Firma und reisen im Oktober mit dem Ende der Produktionszeit wieder ab. Bei den Kosten der Kerzen konnte ermittelt werden, dass Kerzen im Volumen von 2 G für die Verwaltung benötigt werden, die übrigen 18 G dienen der Beleuchtung der Unterkünfte. Daher werden auch diese Kosten nach Abzug des Anteils der Kostenstelle 400 Verwaltung, also die eben genannten 18 G, nach der Anzahl der Saisonmitarbeiter verteilt. Die Kosten der Stallungen haben ihren Kostentreiber in der Anzahl der verwendeten Pferde. Daher verrechnen wir dieses Kosten analog der Verrechnung der Kosten des Futters auf die Kostenstelle 220 Wagenschieber mit 13,74 G und auf die Kostenstelle 310 Ziegelfahrer mit 2,26 G. Das Verhältnis beträgt dann wieder 164:27. Bei der Verteilung der Kosten zu solch kleinen Beträgen sei aber auch der Hinweis erlaubt, dass man für sich überprüfen sollte, ob sich eine solche Verteilung überhaupt lohnt. Wenn die Beträge schon einmal ermittelt sind, dann kann man sie natürlich auch verteilen, zu Demonstrationszwecken tun wir es denn auch. Sollte aber in einer tatsächlichen Kalkulation ein solch geringer Betrag auftauchen, kann man auch die Frage stellen, ob alle Kosten, in unserem Fall die der Pferde, nicht direkt der Kostenstelle zugeordnet werden, bei der ohnehin der größte Anteil, in unserem Fall 86 % aller Pferde, eingesetzt wird. Das Gesamtergebnis ändert sich dadurch kaum, der Aufwand für die Datenerhebung ist daher nur schwer zu rechtfertigen.
Zu guter Letzt werden noch Anteile für die Abschreibungen der Pferde weiterverrechnet. Diese sind zu 100 % der Kostenstelle 220 Wagenschieber zugeordnet. Jedes Pferd wird pro Jahr mit 2 G abgeschrieben. Da 27 Pferde auf der Kostenstelle 310 Ziegelfahrer eingesetzt werden, verrechnen wir 54 G von der Kostenstelle 220 Wagenschieber auf die Kostenstelle 310 Ziegelfahrer.
Bei der Frage der Darstellung der Weiterverrechnung sei noch der Hinweis erlaubt, dass es sich immer wieder als vorteilhaft erweist, wenn die internen Verrechnungen auf einem separaten Konto oder mehrere separaten Konten durchgeführt werden. Diesem Prinzip folgen wir auch in der weiteren Darstellung. In den nachfolgenden Tabellen sind erneut die Kosten der Kostenstellen dargestellt, diesmal aber nach Durchführung der internen Verrechnungen. Darüber hinaus haben wir auch schon eine erste Darstellung der Kostenträger auf denen unsere Produkte mit den Produktkosten abgebildet werden. Bis dato sind aber lediglich die Einzelkosten zugeordnet:
|
|
|
|
In den abgebildeten Tabellen wurden zwei Konten, die Entlastung und die Belastung, eingeführt. Diese stehen für die Leistungsbelastung und die Leistungsentlastung. Diese Konten stellen Sekundärkostenarten dar und dienen lediglich der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung. In der Gewinn- und Verlustrechnung werden diese Kosten saldiert. Da beide Konten den gleichen Betrag aufweisen müssen, muss die Gesamtsumme Null sein. In unserem Beispiel ist ein Teil der Belastung schon als Einzelkosten den Kostenträgern zugeordnet worden. Sowohl die Belastung einschließlich derer auf den Kostenträgern als auch die Entlastung weisen eine Gesamtsumme von 8 418 G auf und ergeben nach einer Saldierung somit den Wert Null.