Bei Verwendung der aufwandsorientierten Verbuchung von Materialaufwand werden die Einkäufe von Rohmaterialien direkt in der Gewinn- und Verlustrechnung als Materialaufwand erfasst. Es wird bei dieser Methode angenommen, dass keine Roh- und Verbrauchsmaterialien eingelagert, sondern sofort verbraucht werden. Lagerbestände werden in der Bilanz im Allgemeinen nicht gezeigt, bzw. erfolgt die Erfassung erst nach der Inventur mit dem Geschäftsabschluss. Diese Methode wird vor allem in Dienstleistungsunternehmen mit sehr geringem Materialverbrauch verwendet. Dazu ein Beispiel anhand eines Töpfers:
Ein Töpfer produziert Geschirr aus Ton und bemalt sie mit Farben. Zum Brennen des Geschirrs benötigt er Holzkohle. Ton, Farben und Holzkohle kauft er und verarbeitet sie direkt in der Produktion. Am Anfang hat der Töpfer lediglich 100 G in der Kasse.
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1. Einkauf von Ton
per 5130 Materialaufwand (Rohstoffe) 25 G
per 1406 Vorsteuer 5 G
an 1600 Kasse 30 G
2. Einkauf von Farben
per 5130 Materialaufwand (Rohstoffe) 5 G
per 1406 Vorsteuer 1 G
an 1600 Kasse 6 G
3. Einkauf von Holzkohle
per 5130 Materialaufwand (Hilfsstoffe) 10 G
per 1406 Vorsteuer 2 G
an 1600 Kasse 12 G
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4. Formen und brennen des Geschirrs aus etwa der Hälfte der Materialien
(Ton 16 G + Holzkohle 6 G + Arbeitsleistung 8 G = Rohgeschirr 30 G)
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5. Bemalen der Hälfte des gebrannten Geschirrs
(Rohgeschirr 15 G + Farben 1 G + Arbeitsleistung 9 G = fertiges Geschirr 25 G)
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6. Verkauf von mehr als 80 % des Geschirrs (Wert 20 G) mit 5 G Gewinn (bspw. durch gutes Verhandeln)
per 1600 Kasse 30 G
an 4400 Umsatzerlöse 25 G
an 3806 Umsatzsteuer 5 G
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7. Einkauf von Ton
per 5130 Materialaufwand (Rohstoffe) 25 G
per 1406 Vorsteuer 5 G
an 1600 Kasse 30 G
8. Einkauf von Holzkohle
per 5130 Materialaufwand (Hilfsstoffe) 10 G
per 1406 Vorsteuer 2 G
an 1600 Kasse 12 G
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9. Formen und brennen des Geschirrs aus etwa der Hälfte der Materialien
(Ton 16 G + Holzkohle 6 G + Arbeitsleistung 8 G = Rohgeschirr 30 G)
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10. Bemalen eines Großteils des gebrannten Geschirrs
(Rohgeschirr 30 G + Farben 2 G + Arbeitsleistung 18 G = fertiges Geschirr 50 G)
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11. Verkauf von mehr als Dreiviertel des Geschirrs (Wert 48 G) mit 3 G Verlust (bspw. durch schlechtes Verhandeln, Rabatte)
Rabatte werden eigentlich auf einem gesonderten Konto erfasst. Auf einem Wochenmarkt ist jedoch die Erfassung der einzelnen Verkäufe nur sehr schwer möglich und auch nicht notwendig. Daher sind in unserem Beispiel die Rabatte im Konto Umsatzerlöse enthalten.
per 1600 Kasse 54 G
an 4400 Umsatzerlöse 45 G
an 3806 Umsatzsteuer 9 G
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12. Eine Inventur erfolgt nicht.
Eventuell sollte in diesem Fall eine Inventur durchgeführt werden. In diesem Fall würden die Vorräte eine relevante Größe bilden. Da hier in bedeutenden Umfang der Jahresüberschuss verringert wird, wäre Proteste durch das Finanzamt und die Wirtschaftsprüfer zu erwarten. Die ermittelten Vorräte würden dann mit folgendem Buchungssatz zum Jahresabschluss erfasst werden:
per 1100 Vorräte 50 G
an 4800 Bestandsveränderungen 50 G
Die Bilanz und die GuV würden dann folgende Werte ausweisen:
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Nach der Logik der aufwandsorientierten Materialaufwandsbuchung sind die gesamten Rohstoffe schon verbraucht und keine mehr auf Lager. In der Inventur werden jedoch Rohstoffe mit gezählt. Da jedoch keine Unterscheidung mehr in Rohstoffe und halbfertige Erzeugnisse gemacht werden, werden die übrig gebliebenen Rohstoffe wie ein Zugang an halbfertigen Erzeugnissen behandelt. Der Jahresüberschuss ist damit wie auch der Lagerbestand richtig abgebildet. Die Bestandsänderungen wie auch der Materialaufwand sind zu hoch ausgewiesen. Da diese Methode jedoch nur in Fällen angewandt werden sollte, in denen ohnehin kaum Lagerbestände existieren, sollte der Effekt nicht allzu groß sein. Anderenfalls müsste geprüft werden, ob nicht ein Wechsel auf eine der bestandsorientierten Methoden ratsam ist.
Natürlich wäre auch eine Trennung der Lagerbestände bei der Erfassung in der Inventur in Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und in unfertige und fertige Waren denkbar. Der Buchungssatz sähe dann folgendermaßen aus:
per 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 28 G
an 5885 Bestandsveränderungen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 28 G
per 1100 fertige Erzeugnisse (Bestand) 22 G
an 4800 Bestandsveränderungen fertige Erzeugnisse 22 G
Die Gewinn- und Verlustrechnung hätte dann folgendes Aussehen und wäre mit denen der bestandsorientierten Methoden gleich:
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