Net Working Capital - Beispiel 8: Darlehenstilgung
Die langfristigen Darlehen werden fällig und sollten nun getilgt werden. Nachdem nun die Banken etwas nervös wurden, hat die Geschäftsleitung entschieden, die langfristigen Darlehen zu tilgen und keine nachfolgenden Darlehen aufzunehmen.
Bilanz – Darlehenstilgung:
Aktiva | | Passiva |
Anlagevermögen | 880 |
Umlaufvermögen | 1 200 |
| Vorräte | 500 | |
| Forderungen (LuL) | 280 | |
| sonstige Forderungen | 210 | |
| Zahlungsmittel | 210 | |
| | |
Eigenkapital | 400 |
Fremdkapital | 1 680 |
| Rückstellungen | 350 | |
| Darlehen | 340 | |
| kfr. Verb. ggü. Kreditinstituten | 150 | |
| erhaltene Anzahlungen | 50 | |
| Verbindlichkeiten (LuL) | 190 | |
| sonstige Verbindlichkeiten | 600 | |
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2 080 | | | 2 080 |
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Die Position Darlehen und die Zahlungsmittel sinken daher um 210 G. In den übrigen Positionen und in der Gewinn- und Verlustrechnung gibt es keine weiteren Veränderungen. Vergleicht man jetzt die Bilanz mit der in der Ausgangssituation, kann man eine deutliche Verschlechterung der Unternehmenssituation feststellen. Die Darlehen bei der Bank sind zwar gesunken, jedoch gab es eine Verschiebung hin zu kurzfristigen Darlehen. Die Darlehen werden schneller fällig, womit das Risiko für das Unternehmen steigt, diese Darlehen tilgen oder ersetzen zu können. Darüber hinaus bedient sich das Unternehmen bei den Lieferanten, was zu einer Verschlechterung von Geschäftsbeziehungen bis hin zu einer Umstellung auf Vorkasse seitens der Lieferanten führen kann. Ergänzend zum gestiegenen Risiko wirken natürlich auch die im Vergleich zur Ausgangssituation gestiegenen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Hier kann ein erhöhtes Ausfallrisiko bestehen, wo zukünftig mehr Forderungsausfälle zu verkraften sind.
Gewinn- und Verlustrechnung – Darlehenstilgung:
+ | Umsatzerlöse | 2 250 |
+ | Bestandsveränderungen | 0 |
= | betriebliche Leistung | 2 250 |
- | Materialaufwand | 840 |
- | Personalaufwand | 990 |
- | andere Aufwendungen | 140 |
- | Abschreibungen | 180 |
= | Betriebsergebnis (EBIT) | 100 |
- | Zinsen | 40 |
= | Jahresüberschuss | 60 |
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Bei der Betrachtung der Kennzahlen ist auch in diesem Beispiel keine Veränderung im Net Working Capital feststellbar. Jedoch haben sich das Working Capital und die Liquidität 3. Grades deutlich verschlechtert. Hier spiegelt sich die verschlechterte Unternehmenssituation wider.
Kennzahlen:
Working Capital | 210 |
Net Working Capital | 0 |
Liquidität 3. Grades | 121 % |
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Eigenkapitalquote | 19 % |
Eigenkapitalrendite | 15 % |
Gesamtkapitalredite | 4,8 % |
Umsatzrendite | 2,7 % |
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WC / Umlaufvermögen | 18 % |
Δ Net Working Capital | 0 |
Cash Flow nach Dividente | 160 |
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Eine Veränderung zeigt sich über die Änderung der liquiden Mittel jedoch im Working Capital und im Cash Flow.
Grundsätzlich bleibt aber auch festzuhalten: Das Net Working Kapital kann einige Hinweise auf die Unternehmenssituation und Probleme geben, es liefert aber nur den Einstieg in die Analyse. Die Änderung dieser Kennzahl zeigt sich oft auch im Cash Flow, jedoch gibt es auch einige Fälle, in denen das nicht der Fall ist. Die Kenntnis der Zusammenhänge liefert aber Vorteile, wenn man mit dem Blick auf die verschiedensten Kennzahlen, die Bilanz, GuV und den Erläuterungen im Geschäftsbericht, ein Gefühl für den Zustand des Unternehmens gewinnen will. Auch beim Einsatz der Kennzahl innerhalb des Unternehmens liefert das Net Working Capital immer wieder entscheidende Hinweise auf auftretende Schwierigkeiten.