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Soll an Haben

Ein Grundsatz in der doppelten Buchführung ist die Buchung von Soll an Haben. Es wird immer von Soll an Haben gebucht. Die wenigen Ausnahmen, wie bei der Behandlung von Währungsdifferenzen in der Konzernbuchhaltung, können vernachlässigt werden. 99 % aller Buchhalter müssen noch nicht einmal wissen, dass es überhaupt Ausnahmen gibt.
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Woher kommen die Begriffe Soll und Haben?

Soll und Haben kommen nach Luca Pacioli aus dem Italienischen von deve dare (soll geben) und deve avere (soll haben). Heute ist im Italienischen davon noch Dare et Avere (Geben und Haben) übrig. Im Deutschen sind Soll und Haben übrig geblieben oder im Französischen Doit et Avoir (Schulden und Guthaben). Im Englischen heißen diese Positionen debits and credits (Schulden und Guthaben), wie in vielen anderen Sprachen auch (Dänisch: debet og kredit, Niederländisch: debet en credit, Russisch: дебет и кредит [debet i kredit], Schwedisch: debet och kredit). Auch in der Bilanzaufteilung in Mittelverwendung und Mittelherkunft finden wir diese Logik wieder. Die Buchung erfolgt also immer von „Wo ist das Geld hin?“ an „Wo kam das Geld her?“, immer von Linke Seite an Rechte Seite. Im täglichen Buchen wird diese Logik allerdings nur schwer helfen, hier kann man diesen Grundsatz nur auswendig lernen.

Warum aber nun immer von Soll an Haben?

Theoretisch kann man die Konten in vier verschiedenen Varianten bebuchen, Soll an Haben, Haben an Soll und beide nochmals jeweils mit negativen Vorzeichen. Eine gesetzliche Vorschrift für eine dieser Varianten gibt es nicht. Die Buchung auch mit negativen Zahlen ist heute auch durchaus üblich, bspw. bei Stornos oder Korrekturbuchungen. Verschiedene Buchhaltungsprogramme oder ERP-Systeme verlangen heute auch keine Angabe von Buchungssätzen, sondern es werden Geschäftsvorfälle, wie Warenlieferung oder Rechnungserstellung, erfasst und alle Buchungssätze führt das System automatisch durch. Trotzdem gilt der Grundsatz Soll an Haben aber immer noch nicht als überholt. Der Vorteil eines solchen Grundsatzes ergibt sich, wenn nicht mehr ein Buchhalter die Buchführung entspannt allein durchführt. Werden wegen einer hohen Anzahl von Geschäftsvorfällen, wie Verkäufen, Käufen oder Warenlieferungen, mehrere Buchhalter notwendig, wird ein geordnetes und geregeltes Arbeiten bedeutsam. Die Regelung der Buchung von Soll an Haben ist dann wie die Regelung, dass auf der Straße alle auf der rechten Seite fahren. Natürlich kann man auch komplett auf Linksverkehr umstellen, jedoch sollten dies dann alle gemeinsam tun, damit das System weiter funktioniert. Natürlich könnte man auch bspw. auf dem eigenen Betriebsgelände eigene Verkehrsregeln einführen. Wenn man aber die Straßenverkehrsordnung als Regelung bestimmt, hat man den Vorteil, dass sie jeder kennt, auch bspw. Besucher, und dass sie vielfach getestet ist. Genauso verhält es sich auch mit der Regelung der Buchung von Soll an Haben. Gerade wenn in großen Unternehmen im Akkord und mit vielen Personen gleichzeitig gebucht wird, sind klare Regeln unabdingbar, wenn jemand die Zahlen noch nachvollziehen können will. Einen laxen Umgang mit buchhalterischen Regeln kann man sich hier nicht leisten, wenn man die Zahlen nachvollziehen können will.

Ein weiterer Grund besteht darin, dass bei einer möglichst festen Regel, nach der man arbeitet, die Fehlerquote sinkt. Dies ist gerade für Buchhalter von besonderer Bedeutung. Hat man eine einheitliche, feste Regel, verinnerlicht man diese mit der Zeit so, dass sie auch im Unterbewusstsein angewandt wird. So bucht man immer vom Kunden an den Umsatz und vom Aufwand an den Lieferanten, egal, um welchen Kunden, Lieferanten oder Aufwand es sich gerade handelt. Dadurch arbeitet man mit einer geringen Fehlerhäufigkeit, auch wenn man bspw. mal unkonzentriert ist.

Die Richtung von Soll an Haben hat zudem den Vorteil, dass im Normalfall immer von der linken Seite zur rechten Seite und dabei immer mit positiven Werten gebucht wird. Die Richtung von links nach rechts ist im Lateinischen die Schreibrichtung und damit die in Europa am häufigsten vorkommende Arbeitsrichtung. Die ausschließliche Arbeit mit positiven Zahlen ist in der Buchführung durchaus üblich. Zur Zeit der Entwicklung der Buchführung wurden negative Zahlen fast nur von Mathematikern verwendet und waren sonst nicht gebräuchlich. Heute vermeidet die ausschließliche Verwendung positiver Zahlen Vorzeichenfehler.