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Monat:   12
Jahr: 00

erste Anfangsbilanz, Ansatz von Vermögensgegenständen - IAS 16, Ansatz immaterieller Vermögenswerte - IAS 38

Goldwäscher 12/00

Es war Winter geworden. Draußen lag der Schnee fast einen Meter hoch. In einer der Kammern der Burg saßen König Konge, Åge und Rik über eine Schiefertafel gebeugt. Mit Beginn des neuen Jahres sollte sich Rik nach Süden aufmachen, um sich dort die goldreichen Bäche anzuschauen. Mit den Bauersleuten Eginhard und Brigitte aus Thorsheim hatte König Konge schon ausgehandelt, dass Rik dort die vier Monate bis April wohnen darf. Dafür wird Rik für mindestens vier Jahre seine Lebensmittel ausschließlich bei ihnen kaufen.

In den ersten Monaten wird Rik die Bäche und die Gegend erkunden, sowie den Bau seiner Hütte überwachen. Auch in Buchhaltung sollte er sich üben, damit er regelmäßig Bericht über seine Finanzen erstatten kann.

Vermögen der Goldwäscherei:

Nr.VermögenspositionWert
Jahr 00Jahr 01
Hütte
#1Lohn der Bauern40 G40 G
#2Lohn von Rik10 G
#3Zinsen16 G
#4Abriss16,44 G
#5Goldwaschpfanne14 G
#6Schaufel35 G
#7Bargeld30 G
#8Schürfrechte425 G

Doch erst einmal hieß es eine Bilanz aufstellen. Åge beugte sich über die noch leere Schiefertafel. Er hatte sie einfach in der Küche „vergessen“ und natürlich lag sie dann abends blitzblank geputzt auf seinem Bett. Er begann mit der Ermittlung der Vermögensgegenstände: „Vermögensgegenstände sind alle Dinge, die eine Firma hat, um damit Dinge zu produzieren, Dienstleistungen zu erbringen oder das Unternehmen zu verwalten. Es werden dabei alle Beträge angesetzt, die zur Anschaffung und Herstellung bis zur Inbetriebnahme notwendig sind. Das können Aufwendungen für Patente, Genehmigungen, Transporte, Fahrten zu Behörden, der Kaufpreis, anteilige Löhne der eigenen Arbeiter, die etwas aufbauen, aufstellen oder prüfen, Gebühren für technische Abnahmen usw. sein. Einfach alles, was notwendig ist, damit man das jeweilige Ding nutzen kann. Zusätzlich die Kosten für den späteren Abriss, Entsorgung und Wiederherstellung des Geländes. Zinsen für notwendige Darlehen müssen angesetzt werden.

Was haben wir denn da? Wir haben eine Hütte. Diese kostet?“ „Gar nichts.“ „Oh, gab’s die geschenkt?“ „Nein, Gilbrecht, Werenfried, Bodo, Anselm und Raimund aus Thorsheim bauen die. Dafür brauchen sie dann die kommenden zwei Jahre keine Frohndienste zu leisten“ „Und die sind sonst Bauern und leisten ein Zehnt??“ „Ja, 30 Tage im Jahr.“ „Gut, Sonntags wird ja nicht gearbeitet, also etwa 300 Arbeitstage im Jahr, dann ist das dann ein Zehnt. Ein Bauer wird so 8 Gulden im Monat erwirtschaften, wenn ich das mit den Römern vergleiche. Mal fünf Mann sind also 40 Gulden im Monat. Ok, von wann bis wann arbeiten sie und für welche Monate zahlen sie keine Steuern?“ „Ihr Buchhalter nehmt es aber schon ganz genau! Die haben im Dezember begonnen und werden im Januar fertig sein. Die Frohndienste für nächstes und übernächstes Jahr sind damit abgegolten.“ „Das macht also 40 Gulden bis Jahresende. Das wird als Anlage im Bau verbucht. Kommen noch 40 Gulden nächstes Jahr und für Rik, der ja dann auch vor Ort sein wird, nochmals 10 Gulden hinzu. Für die 80 Gulden der Bauern wird für 24 Monate auf Steuern à 4 Gulden verzichtet. Das sind 96 Gulden abzüglich der 80 für die Bauern also 16 Gulden sind Zinsen. Muss die Hütte wieder abgerissen werden?“ „Selbstverständlich. Ich verpflichte Rik dazu!“ „Ich schätze mal, das wären fünf Leute für einen halben Monat, also 20 Gulden. Dann schätze ich noch, dass die Hütte etwa 20 Jahre hält. Jetzt muss der Betrag abgezinst werden. Die Abzinsung ist: (( 1 + Inflation ) ÷ ( 1 + langfristiger vergleichbarer Zins )) hoch Nutzungsdauer. Bei der Inflation rechne ich mit 1 %, ein langfristiger vergleichbarer Zins, mmh, wenn ich den Geldleihern in Merkurinium Geld für 20 Jahre gebe, bekomme ich 3 %. (( 1 + 0,01 ) ÷ ( 1 + 0,03 )) hoch 20 = 0,822. Das mal die 20 Gulden sind 16,44 Gulden. Dann haben wir noch die Goldwaschpfanne. Was kostet die?“ „14 Gulden.“ antwortete König Konge, worauf Åge entgegnete: „Der Wagner akzeptiert auf einmal das Geld? Das hat er doch bis jetzt nicht getan!“ „Nein. Wir haben es aber zu einem fairen Wechselkurs in Bier umgerechnet.“ „Und wie bekommst Du das Bier?“ „Das kaufe ich von Bauer Frowin aus Thorsheim.“ „Und der akzeptiert einfach so Gulden?“ König Konge grinste: „Er war ja nicht mehr nüchtern.“ „Na gut, ich notiere dann mal 14 Gulden. 30 Gulden kommen als Bargeld hinzu. Fehlt noch die kleine Schaufel.“ „Dafür hat Berengar eine Axt zum einschmelzen und 500 Pfennige bekommen.“ „Für die Axt rechne ich mal 30 Gulden für 500 g Kupfer. Zusammen mit den 500 Pfennigen macht das 35 Gulden.“ „Jetzt haben wir noch, ich nenne es mal das Schürfrecht. Was hat Dich der Erwerb denn gekostet.“ „Das waren vierzig Mann, der Kampf dauerte 10 Tage. Dafür wurde der Frohndienst für jeweils 20 Tage erlassen. Im Schnitt werden die so 0,40 Gulden am Tag bekommen, 0,40 Gulden × 20 Tage × 100 Leute sind 320 Gulden. Dann sind drei Äxte verloren gegangen, sind noch 105 Gulden, also 425 Gulden insgesamt. Wie ist das mit den Rüstungen der Krieger?“ Åge war beeindruckt: „Gut ausgerechnet! Die Rüstungen sind ja wieder da und können wieder verwendet werden. Maximal kann anteilig die Abnutzung und Reparaturen angesetzt werden. Dann hätten wir wohl eine fertige Liste. Fehlt noch irgend etwas?“ „Nein, mir fällt nichts ein.“

Irmina kam herein, sie hatte ein Tuch in der Hand. Åge schnappte sich die Schiefertafel und hielt sie krampfhaft fest. Irmina legte das Tuch auf den Tisch und packte Brot, ein Messer, etwas Wurst und Käse und den Krug frischem, heißen Wasser darauf. Sie strahlte Åge an, bedankte sich, verbeugte sich gegenüber dem König und Rik, schnappte sich den leeren Krug, der neben dem Feuer stand und verschwand wieder. Köbug Konge schenkte die Becher der drei voll und schnitt sich ein Stück Brot und etwas Käse ab.

„Wo kommt das Vermögen eigentlich her. Das ist ja alles vom Eigentümer bezahlt, also Eigenkapital. Der Eigentümer ist ja dann wohl der Staat.“ „Ich habe es bezahlt“ sagte König Konge „Aber der Staat bin ja eigentlich wohl ich. Das Haus ist aber noch nicht bezahlt, wird es erst noch, wenn die Frondienste anfallen, die ja schon abgegolten sind.“ „Aber die Verpflichtung haben die Bauern doch nicht gegenüber dem Goldwäscher sondern gegenüber dem Staat. Bei der Goldwäscherei ist es Eigenkapital. Denn wenn der Goldwäscher Verluste macht, wird es aufgezehrt, ein Kredit dagegen nicht. Dass der Eigentümer das Geld selbst wiederum aus einem Kredit hat, ist egal, denn das Eigenkapital in der Goldwäscherei kann weg sein, der Eigentümer muss seinen Kredit aber trotzdem zurückzahlen. Dann muss er halt schauen, wo er das Geld herbekommt.“ „Außer ich reiche das Darlehen weiter.“ „Man kann ein Darlehen nicht in eine Firma einlegen. Wenn ich ein Darlehen aufnehme und das Geld in eine Firma stecke und die Firma mir das Geld bezahlt, mit dem ich das erste Darlehen tilge, dann haben wir trotzdem zwei Darlehen. Das erste zwischen dem Geldgeber und mir und das zweite zwischen mir und der Firma. Wenn nämlich die Firma pleite geht und das zweite Darlehen nicht mehr getilgt werden kann, dann ist das zweite Darlehen weg. Das erste aber besteht weiter und ich muss nun schauen, wo ich jetzt das Geld zur Tilgung herbekomme.“ „Ok, dann gewähre ich der Goldwäscherei das Geld als Darlehen und ab dem dritten Jahr wird acht Jahre jeden Monat ein Gulden bezahlt, bis der Staat, also ich die 96 Gulden wiederhabe.“

„Dann haben wir also ein Darlehen von 96 Gulden und eine Rückstellung für Abbruchverpflichtungen von 16,44 Gulden. Der Rest wären dann Eigenkapital. Dann haben wir folgende Buchungen:

Hütte:

(#1)
per 0710 Bauten im Bau
an 3648 Verbindlichkeiten ggü. Gesellschaftern - Restlaufzeit größer 5 Jahre
40 G

(#4)
per 0710 Bauten im Bau
an 3088 Rekultivierungsrückstellungen, langfristig
16,44 G

Goldwaschpfanne (#5):

per 0620 Werkzeuge
an 2000 Festkapital (Eigenkapital)
14 G

Schaufel (#6)

per 0620 Werkzeuge
an 2000 Festkapital (Eigenkapital)
35 G

Bargeld (#7):

per 1600 Kasse
an 2000 Festkapital (Eigenkapital)
14 G

Schürfrechte (#8):

per 0146 Gewerbliche Schutzrechte
an 2000 Festkapital (Eigenkapital)
425 G

Die erste Bilanz sähe dann folgendermaßen aus. Die zugehörigen Konten habe ich dann mal darunter geschrieben:

erste Anfangsbilanz der Goldwäscherei:

AktivaPassiva
AnlagevermögenEigenkapital
selbsterst. immaterielle Vermögensgegenstände
(0146)
425,00Festkapital
(2000)
504,00
Sachanlagen
(0620, 0710)
105,44Fremdkapital
sonstige Rückstellungen
(3088)
16,44
Umlaufvermögen
Zahlungsmittel
(1600)
30,00sonst. Verbindlichkeiten (langfristig)
(3648)
40,00
560,44560,44

Wunderbar! Die Bilanz geht auf!“ Auch König Konge war zufrieden: „Sehr schön! Unsere erste Bilanz! Jetzt ist es aber schon spät geworden. Lasst alles stehen und liegen, Irmina wird morgen aufräumen.“ Åge schnappte sich die Schiefertafel, doch König Konge stoppte ihn: „Lass liegen! Die Tafel kommt nicht weg. Wenn Du die mitnimmst, buchst Du nur wieder heimlich bei Kerzenschein unter der Bettdecke!“ Åge sah den König entsetzt an. Langsam füllte Wasser sein Augen und sein Kehlkopf fühlte sich schwer an. Er nahm eine der im Regal liegenden Schreibbrettchen, einen Schreibbeitel und einen kleinen Hammer. Er musste noch schnell die fertige Bilanz ins Reine schreiben. Nachdem das Werk getan und die Späne vom Holz gewischt waren, konnten sie sich getrost zur Ruhe begeben.

Am nächsten Morgen hatte die gute Seele Irmina das Zimmer aufgeräumt, alles geputzt, gekehrt und zum Frühstück hergerichtet. Rik aß ein kräftiges Frühstück aus Eiern, Schinken, Brot und Milch. König Konge und Åge begnügten sich mit einem kleinen Omelett und Brot. Sie hatten aber auch keinen langen Weg vor sich, wie Rik. Nach dem Frühstück kam der Stallknecht Thorbrand mit zwei Pferden. Er würde heute Rik nach Thorsheim bringen. Die Goldwaschpfanne und die Schaufel waren schon auf seinem Rücken verstaut. Blida brachte Rik noch eine Jacke, die Irmina und sie für ihn gefertigt hatten. Nach einem Lebewohl bestiegen die beiden Reisenden die Pferde und Thorbrand brachte die Pferde in Bewegung. Rik wird sein Dorf Odinhoven nun für eine Weile nicht wieder sehen. Er wird nun in den Wäldern von Thorsheim seine neue Heimat finden.