Volkswirtschaftslehre: Geldmenge; Controlling: Planung, Geschäftsplan

Goldwäscher 11/00

König Konge und Åge saßen in einem kleineren Raum in der Burg. Groß war die Burg nicht. Es gab einen großen Burgsaal, dazu vier Kammern und eine Küche. In einer Kammer wohnte König Konge, in einer anderen Åge. Der dritte Raum wurde als Abstellkammer genutzt, der vierte, um sich ungstört zurückziehen zu können. In diesem saßen die beiden jetzt.

Die Mägde Irmina und Blida hatten einen Platz zum Schlafen in einem der Ställe, ebenso Thorbrand, der Stallknecht. Es war schon spät. Blida schaute kurz herein und brachte frisches Wasser und eine neue Kerze. Sie schaute noch kurz, ob noch genügend Feuerholz da war, oder ob Thorbrand neues bringen sollte und verschwand wieder. König Konge lehnte sich in seinem Stuhl zurück und meinte dann: „Sag mal mein Freund, wie sollen wird das denn mit dem Geld machen. Ich habe nun unsere Pfennige verteilt, aber bezahlt wird immer noch gegen Hühner, Schweine und Eier. Die Leute akzeptieren das Geld nicht. Jetzt wollen wir auch noch Goldmünzen herstellen, aber die werden ebensowenig genutzt werden, wie die Pfennige. Das Geld wird als wertlos betrachtet. Wenn der Schmied nicht die Anweisung befolgen würde, keine Münzen einzuschmelzen, wäre das Geld schon zu Töpfen und Pfannen verarbeitet.“ „Ich glaube, das hat was mit Vertrauen zu tun. Wenn keiner das Geld annimmt, warum sollte ich das dann tun, wenn ich es dann nicht mehr los bekomme. Keiner macht den ersten Schritt. Darum funktioniert das nicht. Akzeptiere doch einfach anstatt des Frondienstes Geld als Steuern.“ „Und wer baut mir die Straße und die Erdhügelburg?“ „Bezahl die Leute dafür! Genauso für die Nahrungsmittel, kaufe sie! Lass dann die Bauern Steuern bezahlen.“ „Aber dann bekomme ich doch das Geld direkt wieder zurück. Das ist doch einfach nur umständlich!“ „Ja, ist es. Aber die Leute merken auch, sie können mit dem Geld ihre Steuerschuld begleichen und schon ist es etwas wert, vor allem wenn bspw. Landogar seine Steuern damit bezahlen kann. Von ihm als Bergmann kaufst Du nichts. Er kann also nur dann seine Steuern mit Geld bezahlen, wenn Berengar, der Schmied, ihn damit bezahlt und schon gibt es für Berengar zwei Personen, die Geld akzeptieren, Du und Langobar. Und so wird sich das dann fortsetzen.“ „Gut. Eine andere Sorge quält mich. Bei den Römern habe ich von Fällen gehört, dass die Preise in die Höhe schossen, das gab dann immer wieder Unruhen.“ „Davon habe ich auch gehört. Ein Grieche hat mir erklärt, das käme, wenn zuviel Geld im Umlauf ist, dann verliert es an Wert. Wir müssen es kontrollieren. Wir müssen auch schauen, dass die Münzen nicht gefälscht und das Metall abgekratzt wird.“ „Ja. Wir müssen auch die Münzen selbst regelmäßig kontrollieren und bei Falschgeld und Manipulationen sofort bestrafen. Auch wenn Rik das Gold aus den Bächen wäscht, darf er keine Münzen prägen. Er muss das Gold abliefern und wir prägen die Münzen. Die Münzen müssen auch eine Rillung an der Kante bekommen, damit man gleich sieht, wenn jemand Gold abgekratzt hat.“ „Konge, wir müssen auch die Preise beobachten, wenn sie steigen, ziehen wir Gold aus dem Verkehr. Wir schmelzen es ein und tauschen es gegen Waren aus dem Ausland, dann ist es weg.“ König Konge stand auf, warf ein paar Holzscheite ins Feuer und setzte sich wieder und Åge fragte: „Wie viele Pfennige sind eigentlich schon verteilt?“ „1.000, also nicht viel. Das mit der Geldmenge könnte funktionieren, wir werden es sehen. Wie machen wir das nun mit Rik. Wir müssen das planen.“

König Konge nahm ein Stück Schiefer und etwas Kreide. „Hier nimm und plane mir das Goldwaschen mal durch. Du kannst das besser als ich.“ „Also gut, dann planen wir mal: Rik wird Erträge haben: das Gold. Wieviel könnte das sein, sagen wir im Monat?“ „Ich habe von Kelten gehört, die sollen 1 kg pro Monat gefunden haben, aber so was ich sonst gehört habe, denke ich, 1 k bis 1½ kg sind realistisch.“ „Gut, dann orientieren wir uns außerdem an den römischen Münzen. Eine Goldmünze sollte 8,5 g haben, dann werden sie groß genug. Gewaschen werden kann von April bis November, dann wird es zu kalt. 8,5 g pro Münze sind bei, sagen wir 1,2 kg 141 Gulden. Also 17 oder 18 Gulden pro Monat. Dann rechnen wir erst einmal mit 1.000 Pfennigen monatlich für vier Monate. Ab Mai sollte Rik Gold finden. Ab Juni ziehen wir pro Monat 100 Pfennige ab. Dann kann er sich jeden Monat einen Gulden als Reserve zurücklegen. Den nächsten Winter musst Du ihm wieder 10 Gulden pro Monat, den Winter darauf für die ersten beiden Monate, dann reicht es. Ab dem vierten Jahr macht er 21 Gulden im Jahr positiven Kapitalfluss bzw. Cash Flow. Davon sollte er sich Werkzeuge und alles andere Nötige kaufen können, wenn er noch etwas benötigt. Am Anfang muss er natürlich erst einmal voll ausgestattet werden. Ich habe mal nur die reinen Zahlungsströme aufgeschrieben. Wichtig ist das Gehalt. Alles andere ist ohnehin reine Spekulation, wir haben ja noch nicht einmal eine Vorstellung, wieviel er finden wird. Eigentlich müssten wir das mal prüfen, aber wenn es schief geht, ist es für uns ja keine Katastrophe.“

Åge und König Konge unterhielten sich noch eine Weile. Als sie zu Bett gingen, nahm Åge die Schiefertafel mit und versteckte sie unter seinem Bett. Er befürchtete, dass Irmina sie sonst „reinigt“ und seine Notizen weg wären.